Wo das Krebsrisiko am höchsten ist

Krebsrate Deutschland: Wo das Krebsrisiko am höchsten ist

Das persönliche Krebsrisiko wird vor allem von individuellen Faktoren bestimmt. Doch auch der Wohnort hat einen gewissen Einfluss auf die Krebsrate. Der Krebsatlas Deutschland offenbart die jeweilige statistische Erkrankungswahrscheinlichkeit in den Bundesländern nach Region, Geschlecht und Altersgruppe.

Der „Krebsatlas Deutschland“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID) und dem Robert Koch-Institut (RKI). Er macht sichtbar, wie unterschiedlich die Krebsraten innerhalb der Bundesländer ausfallen. Nutzende können dort interaktiv Daten zu Inzidenz, Mortalität und Trends abrufen und so regionale Unterschiede nachvollziehen

Eine Krebserkrankung entsteht immer aus einem komplexen Wirkungsgeflecht heraus. Lebenswandel, Umwelteinflüsse, Ernährung, Gene, Rauchen und, und, und: Die Risikofaktoren sind vielfältig. Wie sie sich gegenseitig beeinflussen, kann die Wissenschaft noch nicht vollständig nachvollziehen. Auch zur Frage, warum die Krebsrate in manchen Bundesländern höher liegt als in anderen, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Belegt ist in der Krebsstatistik lediglich, dass es diese Unterschiede gibt.

Was bedeutet „Krebsrate“ genau?

Die Krebsrate beschreibt, wie häufig Krebserkrankungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe innerhalb eines bestimmten Zeitraums auftreten.

Es gibt dabei zwei gängige Bedeutungen:

  • Inzidenzrate (Neuerkrankungsrate): Anzahl der neuen Krebsfälle pro Jahr, bezogen auf eine bestimmte Bevölkerungsgröße (meist pro 100.000 Einwohner).
  • Mortalitätsrate (Sterberate): Anzahl der Todesfälle durch Krebs pro Jahr, ebenfalls bezogen auf eine bestimmte Bevölkerungsgröße.

Im Folgenden sprechen wir von Krebsrate im Sinne der Krebsinzidenz, also wie häufig Krebs neu diagnostiziert wird.

Aktuelle Krebsraten in Deutschland

Krebs gehört in Deutschland nach wie vor zu den häufigsten Erkrankungen. Jährlich erhalten rund eine halbe Million Menschen eine Krebsdiagnose. Etwa die Hälfte der Fälle betrafen Brust­drüse (74.512 ), Prostata (74.895),  Dickdarm (54.610) oder Lunge (56.577). Dabei zeigt sich auch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer erkranken insgesamt häufiger als Frauen. So lag die geschätzte altersstandardisierte Neuerkrankungsrate 2022 bei etwa 408 Fällen pro 100.000 Männern, während Frauen mit 340 Fällen pro 100.000 etwas seltener betroffen waren. Auch bei den Sterberaten zeigt sich dieses Muster – Männer sterben häufiger an Krebs als Frauen. 

Besonders auffällig ist die Altersabhängigkeit: Während Krebserkrankungen bei jungen Menschen relativ selten sind, steigt das Risiko mit zunehmendem Alter stark an. Ab dem 65. Lebensjahr nimmt die Zahl der Diagnosen deutlich zu, und die Mehrheit aller Krebsfälle tritt in dieser Altersgruppe auf. Dies hängt auch mit der steigenden Lebenserwartung und dem demografischen Wandel zusammen – je älter die Bevölkerung wird, desto mehr Menschen sind von Krebs betroffen.

Quellen: krebsinformationsdienst.de, krebsdaten.de

Regionale Unterschiede der Krebsraten in Deutschland

Krebs tritt in Deutschland nicht überall gleich häufig auf – je nach Region zeigen sich deutliche Unterschiede in den Erkrankungs- und Sterberaten. Daten im Krebsatlas machen diese Unterschiede sichtbar und liefern wichtige Hinweise auf Prävention und Versorgung.

Der DKR-Länderatlas zeigt die alterstandardisierten Inzidenzraten (pro 100.000 Einwohner) für alle bösartigen Neubildungen in den deutschen Bundesländern. Die Daten für 2020 machen deutliche regionale Unterschiede sichtbar:

Besonders hohe Inzidenzraten finden sich in Schleswig-Holstein (Männer: 457, Frauen: 387 pro 100.000) sowie im Saarland und in Sachsen, die seit Jahren überdurchschnittlich viele Neuerkrankungen aufweisen.

Am unteren Ende liegen Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, die alle unter dem Bundesdurchschnitt liegen.

Bezogen auf die häufigsten Krebsarten zeigen sich allerdings andere Bilder:

Die Darmkrebsrate ist in einigen ostdeutschen Bundesländern und im Saarland seit Jahren überdurchschnittlich hoch. So liegt die alterstandardisierte Inzidenz bei Männern in Sachsen bei 79,5 pro 100.000  und im Saarland bei 83,4 pro 100.000 , während Bayern mit 61,8 pro 100.000   niedrigere Werte verzeichnet.

Ein umgekehrtes Bild zeigt sich beim Hautkrebs: In südlichen und westlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern werden überdurchschnittlich viele Neuerkrankungen gemeldet. So liegt die Inzidenz von malignem Melanom in Baden-Württemberg bei 37,1 pro 100.000, während Sachsen-Anhalt nur die standardisierte Erkrankungsrate nur 18,9 bei Frauen und 20,2 bei Männern erreicht. Als Ursache gelten stärkere UV-Belastung und Freizeitgewohnheiten wie Outdoor-Sport und Sonnenurlaub.

Auch beim Prostatakrebs, der häufigsten Krebserkrankung bei Männern in Deutschland, gibt es deutliche regionale Unterschiede. Die Inzidenz variiert zwischen den Bundesländern: In Sachsen und Thüringen werden besonders viele Fälle gemeldet, während die Raten in Hessen und Schleswig-Holstein niedriger ausfallen. Diese Unterschiede hängen nicht nur mit der Altersstruktur der Bevölkerung zusammen, sondern auch mit dem Nutzungsverhalten von Früherkennungsuntersuchungen. In Regionen, in denen Männer häufiger eine PSA-Testung in Anspruch nehmen, werden tendenziell mehr Tumoren entdeckt – oft auch in einem früheren Stadium.

Diese regionalen Unterschiede zeigen, dass das Krebsrisiko nicht allein vom Alter oder den individuellen Lebensgewohnheiten abhängt, sondern auch von strukturellen und kulturellen Faktoren. Für die Gesundheitsversorgung bedeutet das: Präventionsmaßnahmen und Aufklärung müssen regional angepasst werden, um besonders betroffene Bevölkerungsgruppen besser zu erreichen.

Quellen: dkr.de, krebsregister-sachsen.de (PDF), krebsregister.saarland.de (PDF), lgl.bayern.de, kkr-lsa.de (PDF), gesundheitsatlas-deutschland.de

Entwicklung der Krebsrate über die letzten Jahrzehnte

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung zeigt: Die Zahl der Krebsneuerkrankungen in Deutschland ist seit den 1970er-Jahren kontinuierlich gestiegen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen wird die Bevölkerung älter – und da Krebs vor allem im höheren Lebensalter auftritt, führt die demografische Entwicklung automatisch zu mehr Erkrankungen. Zum anderen haben sich auch Lebensstilfaktoren verändert, etwa Rauchen, Ernährung und Bewegungsmangel, die das Risiko zusätzlich beeinflussen.

Gleichzeitig spielt die Verbesserung der Diagnostik eine entscheidende Rolle. Mit der Einführung moderner bildgebender Verfahren, sensibler Labortests und flächendeckender Früherkennungsprogramme – etwa für Brustkrebs, Darmkrebs oder Prostatakrebs – werden Tumoren häufiger und oft auch in früheren Stadien entdeckt. Dadurch steigen die gemeldeten Fallzahlen, ohne dass tatsächlich mehr Menschen erkrankt sein müssen. Ein Beispiel ist der Prostatakrebs: Seit der breiteren Anwendung des PSA-Tests in den 1990er-Jahren wurden deutlich mehr Tumoren diagnostiziert, darunter auch viele, die klinisch vielleicht nie aufgefallen wären.

Die gute Nachricht: Während die Inzidenz – also die Zahl der neu erkannten Fälle – gestiegen ist, konnte die Sterblichkeit bei vielen Krebsarten gesenkt werden. Fortschritte in Therapie, Früherkennung und Nachsorge tragen dazu bei, dass heute deutlich mehr Patientinnen und Patienten langfristig mit oder nach einer Krebserkrankung leben als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Ursachen, Risikofaktoren und Prävention von Krebserkrankungen

Krebs entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 37 % der Krebserkrankungen auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen, die durch Lebensstiländerungen beeinflusst werden können. Dazu zählen insbesondere:

  • Rauchen: Verantwortlich für etwa 90 % der Lungenkrebsfälle.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Erhöhen das Risiko für Darm-, Brust- und Nierenkrebs.
  • Alkoholkonsum: Steigert das Risiko für Leber-, Mund-, Rachen- und Speiseröhrenkrebs.
  • UV-Strahlung: Führt zu Hautkrebs, insbesondere bei Sonnenbränden in der Kindheit.
  • Infektionen: Bestimmte Viren wie HPV können Gebärmutterhalskrebs verursachen.

Diese Zahlen stammen aus einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), die erstmals für Deutschland ermittelt hat, wie viele Krebserkrankungen auf das Konto von Risikofaktoren gehen, die jeder selbst beeinflussen kann.

Ein gesunder Lebensstil kann helfen, die wichtigsten Krebsrisikofaktoren zu vermeiden. So ließen sich beispielsweise 90 % der Lungenkrebsfälle allein durch Verzicht auf das Rauchen verhindern, und eine HPV-Impfung verhindert den überwiegenden Teil der HPV-bedingten Krebserkrankungen.

Neben der Prävention spielt die Früherkennung eine entscheidende Rolle. In Deutschland gibt es etablierte Screening-Programme für Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs, die helfen, Tumore in frühen, oft heilbaren Stadien zu entdecken. Die Teilnahme an diesen Programmen kann die Sterblichkeit bei den entsprechenden Krebsarten deutlich senken.

Persönliches Krebsrisiko

Die Krebsstatistik weist in den Krebsraten regionale Unterschiede auf. Welche Gründe dafür auch immer den Ausschlag geben: Das persönliche Verhalten ist neben der genetischen Prägung in aller Regel ausschlaggebender für das persönliche Krebsrisiko als der Wohnort. 

Wie Sie mit Ihrem Verhalten Krebs vorbeugen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber. Wir empfehlen Ihnen als weiterführende Lektüre auch unsere Ratgeber Krebs-Warnsignale, Ernährung und Krebs und Krebsvorsorge bei jungen Menschen.

Fazit: Krebs in Deutschland

Krebs bleibt eine der größten Gesundheitsherausforderungen in Deutschland. Die Inzidenz ist über Jahrzehnte gestiegen, unter anderem durch die alternde Bevölkerung und moderne Diagnostik, während die Sterblichkeit vieler Krebsarten dank Therapie und Früherkennung gesunken ist.

Regionale Unterschiede zeigen, dass das Krebsrisiko nicht gleich verteilt ist: Lungen- und Darmkrebs treten häufiger in Ostdeutschland auf und Hautkrebs im Süden. Lebensstil, Umwelt und genetische Faktoren spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Krebs. Prävention – gesunder Lebensstil, Impfungen, Schutz vor UV-Strahlung – sowie regelmäßige Früherkennung sind entscheidend, um das Risiko zu senken und Tumore frühzeitig zu entdecken.

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