Zähneknirschen

Bruxismus verstehen: Was steckt hinter Zähneknirschen?

Etwa jeder dritte Erwachsene knirscht mehr oder weniger regelmäßig mit den Zähnen. Das auch in der Fachsprache als Bruxismus bezeichnete Phänomen kann eine Vielzahl von Ursachen haben, steht jedoch oft im Zusammenhang mit psychischen Faktoren wie übermäßigem Stress. Unbehandelt kann Zähneknirschen die Zähne schädigen. Erfahren Sie hier, woran Sie Zähneknirschen erkennen, welche Ursachen dahinterstecken und welche Behandlungsmethoden der Arzt ergreifen kann.

Überblick

  • Beim Zähneknirschen üben der Ober- und Unterkiefer großen Druck aufeinander aus, wodurch sich die Zähne abnutzen.
  • Unbehandelt kann Bruxismus die Zähne schwer schädigen, bis hin zum Zahnverlust.
  • Bei der Behandlung von Bruxismus spielen Zahnschienen eine wichtige Rolle. Aber auch Akupunktur, Medikamente, Hypnose oder Physiotherapie sind wichtige Behandlungsmethoden.
  • Bei Kindern bis sechs Jahren ist nächtliches Zähneknirschen normal.

Was ist Bruxismus (Zähneknirschen)?

Bruxismus ist der Fachbegriff für Zähneknirschen. Dabei presst der Betroffene die Kauflächen der Zähne aufeinander. Es entsteht ein Druck vom bis zu 10-fachen des normalen Kaudrucks. Eine enorme Belastung, die durch eine mahlende Bewegung des Kiefers noch zusätzlich verstärkt wird. Man unterscheidet zwei Formen des Bruxismus:

  • Wachbruxismus: Die Betroffenen beißen tagsüber die Zähne zusammen – sprichwörtlich, etwa wenn sie etwas Unangenehmes aushalten müssen und Stress verspüren.
  • Nachtbruxismus: Andere Ursachen hat es hingegen, wenn Sie nachts im Schlaf Zähneknirschen. Man spricht auch vom Schlafbruxismus, weil die Betroffenen ihre Zähne unterbewusst zusammenbeißen.

Warum knirscht man mit den Zähnen?

Neben psychischen Ursachen gibt es viele weitere Gründe für Zähneknirschen:

  • Angststörungen
  • Refluxkrankheit
  • Schlafstörungen (z. B. Schlafapnoe)
  • eine genetische Veranlagung
  • Störung in der Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn
  • übermäßiger Konsum von Alkohol, Koffein oder Drogen
  • Rauchen
  • Nebenwirkung bestimmter Medikamente (z. B. ADHS-Medikamente, Antidepressiva)
  • Zahn- und Kieferfehlstellungen
  • zu große Implantate, Kronen und Füllungen
  • Verspannungen der Muskulatur im Bereich des Kiefers
  • eine schlechte Körperhaltung (z. B. Zusammenhang zwischen Zähneknirschen und Rückenschmerzen)
  • Magnesiummangel
  • Begleiterscheinung bestimmter Erkrankungen (z. B. Restless-Legs-Syndrom, Ischämie, Parkinson-Syndrom, nächtliche Epilepsie, Chorea Huntington)

Welche Symptome verursacht Bruxismus?

Oft bemerken die vom Zähneknirschen Betroffenen selbst gar nicht, dass sie nachts Zähne beißen. Der erste Hinweis stammt meist vom Partner, der das nächtliche Zähneknirschen wahrnimmt. Es gibt aber auch einige Anzeichen, die auf Zähneknirschen hindeuten:

  • das knirschende Geräusch beim Aufeinanderpressen der Zähne
  • unerklärliche Beschädigungen an den Zähnen
  • schmerzende Kiefergelenke und Kaumuskulatur
  • Überempfindlichkeit der Zähne (hier mehr zum Thema empfindliche Zähne)
  • geringer Erholungswert des Schlafs
  • Veränderung der Gesichtsform durch Bruxismus (durch einen unbewusst verstärkt trainierten Muskel)
  • Verspannungen in der Nackenmuskulatur
  • Kopfschmerzen nach dem Aufwachen am Morgen
  • glatte Kauflächen

Schon gewusst? Tritt Schlafbruxismus gemeinsam mit Schmerzen im Gesicht und Mund auf, könnte dies auf eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zurückzuführen sein. Es handelt sich um einen Überbegriff für verschiedene Kieferfehlfunktionen.

Folgen von Zähneknirschen ohne Behandlung

Lassen Sie Zähneknirschen über einen längeren Zeitraum hinweg unbehandelt, drohen schwere Schädigungen des Zahnhalteapparats. Durch den enormen Druck auf das Gebiss und die Bewegungen der Kiefer wird die Substanz des Zahns abgeschliffen. Zu den wichtigsten Folgen von Bruxismus gehören:

  • Schädigung des Zahnschmelzes und durch oberflächliche Risse im Zahn eine erhöhte Anfälligkeit für Karies
  • vollständiger Durchbruch eines Zahns (Zahnverlust)
  • lockere Zähne
  • freiliegende, überempfindliche Zahnhälse
  • Beschädigung von Zahnersatz, Inlays und Füllungen
  • muskuläre Verspannungen
  • Migräne und Kopfschmerzen
  • Schmerzen im Gesicht
  • Tinnitus durch Zähneknirschen

Diagnose Bruxismus: Woran erkennt man Zähneknirschen?

Die wichtigsten Anzeichen auf Zähneknirschen erkennt meist der Partner. Und auch eine Selbstbeobachtung kann hilfreich sein: Fällt Ihnen auf, dass Sie tagsüber immer wieder Zähne aufeinanderpressen? Oder haben Sie morgens beim Aufwachen Schmerzen am Kiefer oder im Gesicht? Haben Sie im Spiegel Schleifspuren an den Zähnen entdeckt? Dann wird es Zeit, Ihren Zahnarzt zu besuchen.

Dauert das Zähneknirschen bereits eine gewisse Zeit an, kann der Zahnarzt dies häufig bereits an den Zähnen sehen. Das gilt umso mehr, wenn bereits stärkere Auswirkungen wie etwa abgeschliffene Kauflächen erkennbar sind. Der Fachmann macht sich sodann auch auf die Suche nach den Ursachen für das Zähneknirschen.

Neben dem klassischen Handwerkszeug des Zahnarztes und Röntgenaufnahmen zur Aufdeckung von Kieferfehlstellungen kann er auch eine sogenannte Polysomnographie (PSG) anordnen. Bei dieser Untersuchung im Schlaflabor können die Experten die Bewegungen des Unterkiefers sowie vorhandene Knirschgeräusche erfassen und so den Zahnarzt bei der Diagnose des Zähneknirschens unterstützen.

Bruxismus-Therapie: Wie sieht die Behandlung gegen Zähneknirschen aus?

Wenn Sie regelmäßig mit den Zähnen knirschen, sollten Sie unbedingt eine Behandlung vornehmen lassen. Ansonsten drohen langfristig schwere Folgen für den Zahnhalteapparat bis hin zu Schmerzen in Nacken und Rücken.

Behandlung von Bruxismus beim Zahnarzt

Sind Schäden an den Zähnen zu befürchten, wird der Zahnarzt geeignete Behandlungsmethoden vorschlagen. Um Bruxismus zu behandeln, setzen Zahnärzte häufig auf sogenannte Knirscherschienen. Dabei handelt es sich um Okklusionsschienen aus transparentem Kunststoff, die Sie einfach über die Zähne stülpen. Sie verhindern weitere Abnutzungen an den Zähnen. Die Ursache kann eine Knirschschiene jedoch nicht bekämpfen.

Liegt die Ursache für das Zähneknirschen im Zahnhalteapparat selbst, kann diese durch geeignete Zahnbehandlungen beseitigt werden. So können Fehlstellungen etwa kieferorthopädisch oder -chirurgisch behandelt werden oder hervorstehende Füllungen oder Zahnersatz abgeschliffen werden.

Zähneknirschen behandeln: weitere Behandlungsmöglichkeiten

Neben den zahnärztlichen Ansätzen wählen Sie am besten einen breitgefächerten Ansatz. Zur Auswahl stehen etwa diese Möglichkeiten, um Zähneknirschen zu verhindern:

BehandlungBeschreibung
BiofeedbackverfahrenDurch ein spezielles Gerät erhält der Betroffene immer dann eine Rückmeldung (z. B. durch einen Ton), wenn die Muskelspannung am Kaumuskel zunimmt. So entwickelt er ein größeres Bewusstsein und kann den Druck selbst unterbrechen.
PsychotherapieIst Stress die Ursache für das Zähneknirschen, können Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Wahrnehmungsund Achtsamkeitstechniken helfen, Zähneknirschen zu verhindern. Auch eine Psychotherapie kann Ansätze bieten.
PhysiotherapieEin Besuch beim Physiotherapeuten kann wertvolle Ansätze für die Lockerung der Muskulatur und eine gesündere Körperhaltung liefern.
HypnoseHypnosetherapien können helfen, die Anspannung in der Kaumuskulatur zu reduzieren.
Medikamente gegen BruxismusEs gibt keine Medikamente speziell gegen Bruxismus. Für die medikamentöse Behandlung werden andere Arzneimittel „zweckentfremdet“, die eine entspannende Wirkung auf die Kaumuskulatur haben (Off-Label-Use). Auch Botox-Injektionen in die Kaumuskulatur sind möglich.
AkupunkturAkupunktur kann helfen, die Psyche bei der Verarbeitung von Stress zu unterstützen und die Muskulatur zu entspannen.


 

Was kann ich selbst gegen Zähneknirschen tun?

Privater oder beruflicher Stress ist ein häufiger Auslöser für Zähneknirschen. Entsprechend haben Sie selbst oft die besten Chancen, mit den richtigen Ansatzpunkten auch selbst gegen das Zähneknirschen vorzugehen. Hinterfragen Sie, in welchen Situationen Sie mit Stress oder Ängsten reagieren und arbeiten Sie daran, Ihr Leben entspannter zu gestalten und Stress vorzubeugen.

Viele Entspannungstechniken wie Selbstmassagen, Meditationen oder die progressive Muskelentspannung können Sie auch selbst zu Hause gut durchführen. Auch Übungen zur Dehnung der Kaumuskeln können helfen. Sind Sie Bauchschläfer, sollten Sie Ihre Schlafposition überdenken – die Bauchlage fördert nämlich das Zähneknirschen.

Es lohnt sich für Sie auch finanziell, selbst zur Behandlung Ihres Zähneknirschens beizutragen. Die Kosten für die Behandlung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse je nach Ursache und individuellen Auswirkungen mal gar nicht, mal teilweise oder auch komplett. Oft können Sie deshalb mit der Hilfe zur Selbsthilfe viel Geld sparen.

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Kleinkinder & Zähneknirschen: Ist das normal?

Zähneknirschen bei Kindern ist normal und gibt sich meist mit der Zeit von alleine. Es ist ein normaler Bestandteil des Wachstums und trägt dazu bei, dass die Milchzähne ihren „richtigen“ Platz im Gebiss finden. Das Zähneknirschen sollte jedoch spätestens mit dem Durchbruch der ersten bleibenden Zähne (etwa mit sechs Jahren) aufhören, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Bleibt der Bruxismus, sollten die Eltern den Alltag ihres Kindes auf Stressfaktoren untersuchen, die sich vielleicht vermeiden lassen (z. B. zu viele Freizeitaktivitäten). Sprechen Sie gegebenenfalls Ihren Kinderzahnarzt an, wenn sich das Zähneknirschen auch noch im Grundschulalter zeigt.

Zähneknirschen behandeln: Kümmern Sie sich um Ihre Zahngesundheit

Nehmen Sie Zähneknirschen nicht auf die leichte Schulter. Wird es nicht behandelt, drohen schwerwiegende Folgen für Ihre Mundgesundheit. Halten Sie dazu unbedingt mit Ihrem Zahnarzt Rücksprache. Ergreifen Sie aber am besten auch selbst Maßnahmen: Mit der Reduzierung von Stress und gezielten Übungen zur Dehnung der Kaumuskulatur können Sie bereits viel erreichen. So reduzieren Sie Gesichts- und Kieferschmerzen und damit auch Zähneknirschen.

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Quellennachweise

ecdi.de

gesundheit.gv.at

zahnaerzte-hh.de

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